Huaxi, das reichste Dorf in China



Willkommen im reichsten Dorf Chinas. Das Vermögen einer Familie hier ist durchschnittlich umgerechnet 102.000 Euro wert, bei einem landesweiten Pro-Kopf-Einkommen von umgerechnet rund 1.300 Euro im Jahr. Die größten Unternehmen des Ortes erzielten 2008 mit Stahl, Eisen und Textilien 50 Milliarden Yuan (5,03 Mrd. Euro) Umsatz. Sie gehören der Huaxi-Gruppe, die als erstes genossenschaftliches Unternehmen an eine chinesische Börse ging. Und doch ist diese Unternehmergemeinde im Kern eine Kommune geblieben, in der das Land allen gehört und der Besitz geteilt wird.




Der ein Quadratkilometer große Flecken Huaxi in der Provinz Jiangsu war ein armes Dorf wie Hunderte andere. Bei der Gründung 1961 taten sich ein Dutzend Landbrigaden zu einer Produktionsgenossenschaft zusammen. Die Behausungen waren schlicht, befestigte Straßen eine Seltenheit. Fleisch kam selten auf den Tisch. Parteisekretär Wu erkannte, dass sie es als Bauern nie zu etwas bringen würden. Er setzte sich für eigenverantwortlichen Anbau statt des Kollektivs ein und wollte den genossenschaftlichen Bambushain zur Bewirtschaftung ausschreiben. Gefährliche Ideen zu Zeiten der Kulturrevolution: Die Dorfjugend stellte Wu als "kapitalistischen Verräter" an den Pranger und setzte ihn sechs Monate lang fest. 

Wu wollte es trotzdem wissen. 1969 richtete er unter der Hand eine kleine Metallwarenfabrik ein. "Die Fabrik war ein Geheimnis. Wenn Funktionäre zu Besuch kamen, schickten wir alle Arbeiter hinaus aufs Feld. Wenn sie wieder gingen, kehrten wir zur Arbeit zurück", kichert Wu. "Nach außen hin kritisierten wir den Kapitalismus, nach innen praktizierten wir ihn." Ein einziger Kampf sei es gewesen. "Aber ich wollte, dass die Leute hier zu Wohlstand kommen, also habe ich das Risiko nicht gescheut", sagt er.








Als China sich schließlich für Unternehmertum und Privatwirtschaft zu erwärmen 
begann, hatte Huaxi die Nase vorn. Die Erträge der Fabrik wurden zur Expansion genutzt, neue Firmen entstanden. "Als ich klein war, gab es nicht einmal drei Mahlzeiten am Tag. Ich träumte von einem Bürojob, weil ich die Landarbeit hasste", gesteht Zhu Zhongliang. Der 48-Jährige ist Manager im Stahlwerk. Mit Frau und Tochter wohnt er in einer 460-Quadratmeter-Villa mit Marmorböden und Riesenfernseher, jeder fährt sein eigenes Auto. 

Jeder Haushalt der 400 Alteingesessenen hat Anspruch auf ein solches Haus und ein Auto. Die Einwohner erhalten ein Grundgehalt, doch der Löwenanteil ihres Einkommens besteht aus einem jährlichen Bonus, der zu 80 Prozent wieder in Firmenanteile investiert werden muss. Gesundheitsversorgung und Bildung sind gratis, allen steht eine Rente zu. "Unsere Verwandten sind schon eifersüchtig, wenn wir sie zum Frühlingsfest besuchen fahren", sagt Zhu. "Sie beneiden uns."

Aus meiner Sicht kam mir dieses Dorf wie ein großer Freizeitpark vor, umringt von diversen Fabriken. Die Luftverschmutzung ist dort merklich stark, davon kann auch kaum der angelegte Themenpark ablenken. Hier gibt es viele Nachbauten aus aller Welt zu sehen, die aber auch schon ziemlich verfallen aussehen.

Alles in allem eine nette Fotolocation.




 










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